Die in Sachsen-Anhalt liegende

                 Burg Querfurt

gehört mit zu den ältesten und am besten erhaltenen Burgen Deutschlands. Ihre Grundfläche soll 7mal größer sein als die der Wartburg; da ich nicht auf der Wartburg war, kann ich das nicht aus eigenem Erleben bestätigen.
Sie besteht aus einer Vorburg-Anlage und der eigentlichen Hauptburg.

Blick auf Hauptburg von Feldseite
Tor Vorburg, ehemals mit Zugbrücke

Vermutlich aus einer karolinglischen Volks- und Fluchtburg (etwa um 780 entstanden, um 899 als Curnfurdeburg erwähnt) wurde die Burg von den Edlen von Querfurt Ende des 10. Jh ausgebaut und diente als ihr Stammsitz. Nach ihrem Aussterben war sie in wechselndem Besitz; besonders hart umkämpft wurde sie im 30jährigen Krieg.
Die recht gut erhaltene Burganlage bildet ein unregelmäßiges Rechteck und ist durch eine über 10m hohe Ringmauer (teils 12./13. Jh., überwiegend 14. Jh.) und einen im 14. Jh. angelegten Burggraben (Trockengraben) geschützt.
westl. Burggraben; rechts Stadtkirche Querfurt
westl. Burggraben
In beiden Bildern erkennt man die beeindruckenden Bastionen, die halbrund an die Ringmauer zu Verteidigungszwecken erbaut wurden und durch teilweise noch  begehbare unterirdische Gänge erreichbar sind.

Besonders schön für Mittelalter"freaks" ist der Eingang bzw. Aufgang auf die Burg durch die Westtor-Anlage.
westl. Eingang; von der Stadtseite aus
Tor mit Wappen


suedlicher Aufgang

An der südlichen Burgmauer entlang zieht sich der Aufgang zu einem zweiten Tor weiter oben, durch welches man den westlichen Eingang zur Vorburg erreicht.

westl. Eingang zur Vorburg

Beherrscht wird die Silhouette der Burg von drei Türmen:

Dicker Heinrich
Marterturm
Pariser Turm

Das linke der oberen Bilder zeigt den Dicken Heinrich. Er wurde Mitte bis Ende des 12. Jh. als Rundturm erbaut und ist seit dem 14. Jh. (Aufstockung und versehen mit einem Kranz von Schlitzscharten) 27.5m hoch.
In der Mitte ist der Marterturm abgebildet. Anfang des 13. Jh. erbaut, im 14. Jh. aufgestockt, diente er anfänglich als Wohnturm (erkennbar an den Außentüren und Fenstern), später dann als Gerichtsort und danach als Kornschüttboden.
Der Pariser Turm rechts ist 30m hoch, wurde im 14. Jh. erbaut und in der Barockzeit (1660) mit einer "welschen Haube" versehen (Normalsterbliche würden dazu wahrscheinlich "Zwiebeltürmchen" sagen). Im Kornhaus neben dem Turm befindet sich ein Übergang zu einem Treppenhaus, durch welches man die Aussichtsplattform auf dem Pariser Turm erreicht. Von dort aus hat man einen phantastischen Blick auf die Stadt Querfurt und ihre Umgebung.

                            Burgkirche und Brunnen, im Hintergrund Pallas

(Leider war es November mit Schneeregen, als ich dort war und das Foto machte, die weißen Flecken sind kein Fehler im Bild)
Gut zu erkennen ist trotz allem die Burgkirche mittig rechts, die Ende des 13. Jh. erbaut wurde. Eine Besonderheit ist die Verbindung zwischen Herrschaftsempore und Pallas (mittig links im Bildhintergrund). Außerdem sehenswert ist die Grabkapelle für Gebhard XIV - gest. 1383. Ende des 17. Jh./Anfang 18. Jh. wurde die Burgkirche innen barock umgebaut und mit Malereien und Stukkaturen versehen (glücklicherweise nicht mit Zwiebeltürmchen).

Privates:
An der Ausführlichkeit und der Anzahl der Bilder kann man sicher unschwer erkennen, dass die Burg Querfurt zu meinen erklärten Lieblingen mittelalterlicher Baukunst gehört. Da ich unweit von ihr geboren wurde und aufgewachsen bin, war sie es sicher auch, die überhaupt erst meine Leidenschaft für dieses Thema geweckt hat. Natürlich gibt es noch viel mehr zu entdecken als ich hier vorgestellt habe, ich hoffe nur, dass ich neugierig machen konnte. Vor allem diejenigen, die gern in unterirdischen Gängen usw. herumlaufen, sollten sich Querfurt vormerken. Es werden Führungen veranstaltet, die aber vorher angemeldet werden sollten (tel. unter 034771/22064). Auf jeden Fall muss man zum Entdecken der ganzen Burg genügend Zeit einplanen - mit einem halben Nachmittag oder so geht einem vieles verloren.